Geschichtliche Entwicklung Borsdorf

Die früheste Zeit des Ortes liegt im unbekannten Dunkel. Menschliche Ansiedelungen gab es in der Region bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Ob es sich bei der Landnahme um eine slawische oder um eine deutsche Gründung handelt, ist ungewiss. Auch der Ortsname konnte bisher in seinem Bestimmungswortteil nicht zweifelsfrei slawischer oder deutscher Herkunft zugeordnet werden.

In der Schreibweise „Borsdorph“ ist uns die Existenz der Ansiedelung Borsdorf im frühesten bisher aufgefundenen schriftlichen Geschichtszeugnis belegt. Es handelt sich um eine erhalten gebliebene und jetzt im Domstift Merseburg verwahrte Besitzwechselurkunde zum Landausgleich zwischen zwei Brüdern gleichen Namens, derer Hoyer Edler von Friedeburg. Das mit Wachssiegeln versehene Pergament enthält zweifelsfrei die Datierung vom 26. Juli 1267.

Bereits 1270 gelangte das Dorf Borsdorf durch Verkauf an das Bistum Merseburg und von hier nach reichlich einhundert Jahren durch Verzicht und mit Vertrag vom 28. Juni 1381 an die Markgrafen zu Meißen, den späteren Kurfürsten von Sachsen. Als Lehen vergeben, erlebte Borsdorf mehrfachen Besitzerwechsel, um ab 1609 bis zum Jahre 1818 nahezu ununterbrochen den Grund- und Gerichtsherren der Familien Aus dem Winckel und von Bodenhausen vom Rittergut Brandis zu gehören. 1818 gelangte die Brandiser Grund- und Gerichtsherrschaft mit dem Verkauf durch Gottlob von Bodenhausen an Friederike Schirmer in bürgerliche Hände. Borsdorfs Erbuntertänigkeit endete 1839.

Die ursprüngliche Flurfläche Borsdorfs betrug in jetzt gebräuchlicher Maßeinheit etwa 172ha = 1,72km2.

Ein frühes, im Jahre 1551 erteiltes Steuerverzeichnis führt für Borsdorf neun Steuerpflichtige auf. Über das Vorhandensein von mehr als zehn Bauernwirtschaften wird zu keinem Zeitpunkt berichtet und die Einwohnerzahl überschritt erst um 1830 geringfügig die Größe von einhundert Seelen. Somit verharrte das kleine Bauerndorf Borsdorf bis zum Jahre 1871, also etwa sechshundert Jahre lang, in Gleichförmigkeit, bis ein Umstand eintrat, der es sich von allen umliegenden Orten herausheben und es zu einem besonderen Ort werden ließ:

Eine sich 1871 gründende Leipzig – Borsdorfer Baugesellschaft kaufte das Bauernland auf, parzellierte es im Südteil des Ortes zu Baugrundstücken für eine Landhausbesiedelung und gab Raum für eine Wohnbebauung und für eine Industrieansiedelung im Norden.

Bereits 1743 war die Hohe Landstraße, die bis dato über Panitzsch führende große Ost-West-Verbindung, über Borsdorf mit hiesiger Parthe-Überquerung geleitet worden.

1839 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten große Ferneisenbahnstrecke Leipzig – Dresden. Beide dieser Ereignisse hatten es jedoch nicht vermocht, eine sich wesentlich verändernde Entwicklung für Borsdorf einzuleiten. Diese trat jetzt entschieden ein. Mit der Planung und Verwirklichung eines geometrischen Straßennetzes und der Vergabe großzügig vermessener Baugrundstücke und mit der Errichtung überregional bedeutsamer Fabrikanlagen waren in vorteilhafter Lage und Entfernung von der Großstadt Leipzig allerbeste Entwicklungs-Bedingungen entstanden. Borsdorf wurde zur Sommerfrische auch für Stadtwohnungen besitzende Wohlstandsbürger. Schon kurz nach 1900 überstieg die Einwohnerzahl das zweite Tausend und 1925 wohnten hier über 3000 Einwohner. Der Baumeisterfamilie Wilhelm ist die aus früher Zeit stammende homogene Villenbebauung zu danken. Ein reiches Vereinsleben, eine Schule modernster Bauart, Sport- und Parkanlagen und mehrere Gaststätten entstanden. Bereits 1890 wurde das1880 in Leipzig gegründete Martinstift nach Borsdorf verlegt. Gemeinsam mit dem 1894 in Borsdorf eingeweihten Frauenheim sind diese Einrichtungen als „Vereinigte Anstalten der Inneren Mission“ noch heute im Ort ansässig.1881 gewährt Borsdorf den in Auswirkung des Sozialistengesetzes aus Leipzig kommenden August Bebel und Wilhelm Liebknecht Aufenthalt.

Der erste Chronist Borsdorfs, Paul Hentschel (1858-1927) wird in seiner 1906 erschienen Ortsgeschichte das Dorf einen „so viel des Schönen bietenden Ort“ nennen und der für die frühen Ansichtskarten bedeutsame Lithograph und Verleger J. W. Kox benennt es auf einer Serie von Karten als „Blühender Ort“.

Der 1913 an der östlichen Flurgrenze fertiggestellte 38 Meter hohe Wasserturm gilt seither als das unübersehbare Wahrzeichen des Ortes.

1928 öffnete sich die Tür zu einem repräsentativen Rathausbau und 1967 konnte in einer hierfür schwierigen Zeit nach mehrjähriger Bauzeit eine erste eigene Kirche geweiht werden.

Seit eh und je ist der Ort Geburts- und/oder Aufenthaltsort bedeutender Künstler, Sportler und Kulturschaffender gewesen. Genannt werden sollen hier lediglich beispielhaft der Maler Hugo Oehmichen, der Maler und Bildhauer Johannes Göldel, der Leipziger Theaterdirektor Max Staegemann, der Komponist Ottmar Gerster, der Maler Albrecht Gehse und der Olympiasieger Christoph Höhne.

Heute gehören zu Borsdorf die ebenfalls im Partheland gelegenen Ortsteile Panitzsch, Cunnersdorf und Zweenfurth.

Borsdorf besitzt ein modernes Gymnasium, verfügt in mehreren Ortsteilen über Feuerwehrdepots und seit 2018 über eine moderne große Sporthalle.

Ebenfalls hinzugekommen ist im Jahre 2018 der dem Rathaus gegenüber liegende Marktplatz.

Eine Vielzahl von nach der Wende gegründeter Vereine bereichern die kulturellen und sportlichen Betätigungsmöglichkeiten. Neben bereits vorhandener Bibliothek entstand 1996 erstmalig im Ort ein Heimatmuseum. Es wird von der Gemeinde großzügig unterstützt und vom Heimatverein für Borsdorf und Zweenfurth e.V. betreut.

Im Museumsgebäude, es handelt sich um das restaurierte, bereits 1627 schriftlich erwähnte ehemalige Borsdorfer Hirtenhaus, werden durch gegenwärtig sieben engagiert ehrenamtlich tätige Mitarbeiter in allwöchentlicher Öffnungszeit von freitags 16.00 bis 18.00 Uhr kompetente Auskünfte zu allen ortsgeschichtlichen Fragen erteilt. Sonderausstellungen ergänzen die ständig zu besichtigenden umfangreichen Sammlungen.

Territorialpolitisch ist Borsdorf dem Landkreis Leipzig zugeordnet. Auf seiner Gesamtfläche einschließlich der Ortsteilflächen von 15,56 km2 leben jetzt 8200 Einwohner.


Wir bedanken uns für die Zusammenstellung dieser interessanten Informationen bei C. Eckelt, L. Uhlmann und D. Kupfer!